Mittwoch, 12. Dezember 2012

Besinnliche Weihnachtszeit

Von wegen besinnliche Vorweihnachtszeit, mit Stunden voller Kerzenschein und duftenden Keksen. Weihnachten – und vor allem die Adventszeit – sollten eine ruhige Zeit der inneren Einkehr sein. Ein Widerspruch in sich, wenn man in einer großen Familie lebt. Und das liegt nicht nur an Küchen, die nach erfolgtem Plätzchenbacken einem Schlachtfeld gleichen.

Eigentlich ist es bei uns so Brauch, dass die Kinder ihren Wunschzettel vor dem 1. Advent schreiben. Damit die Weihnachtswichtel ihn holen können, sodass das Christkind genügend Zeit hat, in der Himmelswerkstatt die gewünschten Geschenke anzufertigen. Okay, so war es zumindest, als die Kinder noch ans Christkind glaubten. Und keine Ahnung von Amazon, Jako-O & Co. hatten. Doch der Zeitpunkt ist geblieben. Denn das Besorgen der Geschenke ist nicht weniger kompliziert oder schneller geworden, nur weil das Weihnachtsfest ein Stückweit entzaubert wurde.

Von Felix hatte ich den ersten Wunschzettel bereits Mitte Oktober bekommen. Inzwischen liegt mir die vierte Variante vor. Es handelt sich aber leider nicht nur um Ergänzungen, sondern vielmehr um komplette Neufassungen. Neben Lego im Wert von geschätzt 750 Euro befinden sich darauf auch sage und schreibe 13 (!) Bücher. Okay, ist ein Wunschzettel und kein Bestellschein. Die Strümpfe, die noch auf dem ersten Wunschzettel standen, sind inzwischen übrigens ersatzlos gestrichen worden. Von Felix, nicht von mir.
Johann wiederum blättert begeistert jede Werbung und jeden Katalog durch, den er in die Finger bekommt. Strahlend zeigt er auf die Bilder und stellt fest:“Johanns“. Von der Dampfmaschine über ein Barbie-Pferd bis hin zu ganzen Baggersortimenten war bereits alles dabei.

Paul hingegen hat noch nicht mal ein Wunschzettelchen abgegeben. Vielleicht weil die begehrten Besitztümer außer Reichweite liegen. Auf die Frage, was er gerne hätte, kam die knappe Antwort: „Ein iPad.“ Abgelehnt. „Dann eben ein MacBook.“ Ich stöhne innerlich auf. Aber wünschen kann man sich bekanntlich ja alles. 

Nun sind es noch exakt zwölf Tage bis Weihnachten. Wovon ich fünf Tage in einer anderen Stadt arbeite, also nicht mal im Traum ans Geschenke besorgen denken kann. Zwei weitere Tage fallen auf einen Sonntag. Und der 21.12. ist für Weihnachtsbaumkauf und Lebensmittel reserviert. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich mit gefühlt einer Million anderer Menschen am Samstag in der Stadt ins Einkaufsgetümmel zu stürzen. In der Hoffnung, die eine oder andere geniale Erkenntnis zu bekommen, um an Heiligabend Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Denn dafür lohnt sich der ganze Weihnachtsstress. Jedes Jahr wieder.